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Weserkurier vom 18.05.2017: So könnte Prävention schmecken

Das Erfolgskonzept "Jims Bar" aus Schleswig Holstein findet Unterstützung in Bremen

Sponsoren gesucht für eine mobile und vor allem alkoholfreie Cocktailbar in Bremen

Seit einem guten Jahrzehnt will „Jims Bar“ beweisen, dass exotische Drinks auch ganz ohne Alkohol schmecken und Laune machen. Unter diesem Namen und in dieser genussvollen Mission sind mittlerweile 14 mobile Cocktailbars auf Feiern, Konzerten und Festivals in Schleswig-Holstein unterwegs. Bereits 2012 wurde die gute Idee beim ersten Bundeswettbewerb für Alkoholprävention ausgezeichnet. So etwas sollte sich doch auch Bremen unbedingt leisten, findet Herbert Gärtner. Der Waller ist darum auf der Suche nach Spenden und Sponsoren, die die Anschaffung unterstützen könnten.
Einen ersten Vorgeschmack auf Bremer Boden gab einer der knallroten Wagen aus Pinneberg in der vergangenen Woche auf dem Gröpelinger Bibliotheksplatz und auf dem Domshof. Kein Zufall, denn schließlich läuft in Bremen bis zum kommenden Sonntag die „Aktionswoche Sucht“. Eingeladen waren die Pinneberger von den Bremer „Freundeskreisen für Suchtkrankenhilfe“, und das Angebot kam bei der Bremer Kundschaft hervorragend an, freute sich Gruppenleiter und Vorstandsmitglied Herbert Gärtner. Und nicht nur das: „Wir wurden schon von diversen Veranstaltern angesprochen, die die Bar gerne buchen würden“, konnte er berichten.
„Carpe Diem”, „Virgin Colada” oder „Safer Sex on the Beach“ heißen die Spezialrezepte, die vor allem – aber nicht nur – Jugendlichen eine coole und leckere Alternative zu alkoholischen Getränken bieten sollen. Der Name „Jim“ ist eine Abkürzung von „Jugendschutz im Mittelpunkt“, einer Initiative von unterschiedlichen Organisationen aus der Region Pinneberg. Ziel des EU-geförderten Projekts ist es, dem „frühen und meist unkontrollierten Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen zeitig entgegenzuwirken“, heißt es in der Eigenbeschreibung.
Hinter „Jims Bar“ stehen nicht nur der Jugendschutz und diverse Jugendeinrichtungen, sondern auch die Deutsche Barkeeperunion, die Deutsche Bahn AG und die Sparkasse Südholstein. Die mobilen Wagen sind mit allem ausgestattet, was eine professionelle Cocktail-Bar an Equipment braucht. Jugendliche ab dem Alter von 16 Jahren können sich vom Projektteam zu Barkeepern ausbilden lassen: Sie lernen bei den Tagesseminaren die professionelle Zubereitung der Drinks, den Umgang mit den Gästen, aber auch Grundlegendes zur Suchtprävention, um die es hier natürlich vorrangig geht.
Mit dem Slogan „Jims Bar – da, wo was los ist!“ positioniere sich Alkoholprävention „attraktiv, alternativ und jugendgerecht“, lobte die Jury des Bundeswettbewerbs Alkoholprävention vor fünf Jahren. In den Pinneberger Cocktailbars erkannte die Jury zudem einen willkommenen integrativen Zusatzeffekt: Weil „Gäste mit muslimischem Migrationshintergrund und religionsbedingter Alkoholabstinenz nun auch die Möglichkeit haben, ohne Alkoholkonsum mitten im Festgeschehen zu sein.“
All das sind gute Argumente, auch für Bremen ein solches Projekt ins Leben zu rufen, findet Herbert Gärtner. Alleine kann die Selbsthilfeorganisation die Anschaffung, den Umbau und die Ausstattung eines geeigneten Wagens nicht finanzieren. Doch der Waller und seine Mitstreiter hoffen, dass sich auch in der Hansestadt Spender und Sponsoren finden lassen, die die ausgezeichnete Idee zur Suchtprävention großzügig unterstützen.

Von Anke Velten

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