Diagnose des begrifflichen Verständnisses
Ab 3. Klasse
Concept Mapping eignet sich insbesondere dazu, um in den natur- oder gesellschaftswissenschaftlichen Fächern die Elaboration des begrifflichen Verständnisses der Schülerinnen und Schüler zu untersuchen und mögliche Ursachen für Fehlkonzepte aufzudecken.
Mithilfe von Concept Maps (oder auch Begriffslandkarten) externalisieren die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen und stellen es in einer Grafik dar. Dazu identifizieren Sie die Schlüsselbegriffe einer Thematik und strukturieren diese dadurch, dass sie die Begriffe miteinander in Beziehung bringen. Dann visualisieren sie diese Struktur auf dem Papier (oder dem Computerbildschirm). In Concept Maps werden Begriffe durch Rechtecke dargestellt, die mit Pfeilen zueinander in Beziehungen gesetzt werden. Eine Beschriftung der Pfeile beschreibt die Art der Beziehung.
Eine Concept Map kann natürlich keine komplette Repräsentation des Wissen darstellen, sondern immer nur eine Annährerung sein. Für Lehrerinnen und Lehrer ist sie aber eine brauchbare Wissensstrukturdarstellung in der sich der Wissensumfang (Anzahl der Begriffe) und die Strukturdichte (Anzahl der Beziehungen) ablesen lässt. Gezielt kann ein Blick darauf geworfen werden, wo bei der Schülerin oder dem Schüler Lücken bestehen oder wo sie oder er ein „alternatives Verständnis“ hat. Im anschließenden Unterricht kann gezielt beim Vorwissen und den Alltagsvorstellungen der Schülerinnen und Schüler angesetzt werden. Stichworte für die weitere Unterrichtsplanung sind Wissenserweiterung, Wissensoptimierung, Strukturverdichtung und Strukturmodifikation. Eine Concept Map eignet sich auch dazu, um mit der Schülerin oder dem Schüler über „ihr“ Wissen in den Dialog zu treten. Das Erarbeiten einer Concept Map ist zugleich eine Lernsituation. Es regt die Schülerinnen und Schüler an, um über das eigene Wissen nachzudenken. Ein erneutes Erstellen (oder Ergänzen und Umstrukturieren) einer Concept Map nach der Unterrichtseinheit zeigt die Entwicklungsfortschritte auf.
Eine Einführung der Schülerinnen und Schüler in die Methode des Concept Mappings ist erforderlich. Es bietet sich zum Bespiel an, in einer Unterrichtsstunde gemeinsam eine Concept Map zu einem bestimmten Thema zu erstellen und den Schülerinnen und Schülern dabei die Prinzipien zu erklären. Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern kann man die Methode vereinfachen und die Begriffe (und die Beschriftung der Pfeile) vorgeben. Damit grenzt man zugleich die möglichen Lösungen ein und erleichtert damit die Auswertung.
Concept Maps können zu Beginn, im Laufe oder am Ende einer Unterrichtseinheit eingesetzt werden. Es ist aber auch denkbar sie unabhängig von einer Unterrichtseinheit zu verwenden, um das Gesamtverständnis eines größeren Themas zu erfragen. Je nach Alter, Erfahrung mit der Methode und Komplexität des zu bearbeitenden Themas sollten für die Schülerinnen und Schüler 10 bis 30 Minuten zur Erstellung der Concept Maps angesetzt werden. Es ist auch möglich, Schülerinnen und Schüler Concept Maps in Gruppen erarbeiten zu lassen. Die Concept Maps bieten dann eine visuelle Sprache als Grundlage für kooperative Diskussionsprozesse. Diagnose und Lernangebot greifen mit dieser Herangehensweise ineinander. Auch eine Überlegung wert ist es, die Concept Map mit dem Computer oder Tablet erstellen zu lassen. Dies ermöglicht einfaches Verschieben und Löschen der Elemente und begünstigt ein gut lesbares und übersichtliches Ergebnis.
Die Concept Maps der Schülerinnen und Schüler können bei der Auswertung im Hinblick auf die folgenden Aspekte untersucht werden: Wie elaboriert ist das konzeptuelle Verständnis? Können wichtige Schlüsselbegriffe durch mentale Reduktion herausgearbeitet werden? Werden wichtige Merkmale abstrahiert? Werden Zusammenhänge hergestellt? Sind wichtige Grundvorstellungen vorhanden? Bestehen Fehlvorstellungen? Wie unterscheidet sich die Concept Map der Schülerinnen und Schüler von einer Concept Map, die durch Fachexperten erstellt wurde?
Concept Mapping ist kein diagnostisches Instrument im klassichen Sinne, sondern dem Bereich Diagnose mit Aufgaben zuzuordnen. Durch die gezielte Aufgabenstellung zur Darstellung des begrifflichen Verständnis in einem Themenbereich, kann ein vielschichtiges Verständnis der Lernausgangslage, des Lernstandes und der Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler ermöglicht werden.
Concept Mapping wurde bereits in vielen Unterrichtsituationen, aber auch in vielen anderen Kontexten, wie zum Beispiel wissenschaftliche Untersuchungen, eingesetzt. Es gilt als valides und zuverlässiges Instrument zur Visualisierung des konzeptuellen Verständnisses von Schülerinnen und Schüler (Novak, J.D. & Gowin, D.B. (1984). Learning how to learn, Cambridge: Cambridge University Press.).
Um eine Concept Map zu erstellen braucht es nicht viel, nur ein Blatt Papier, ein Stift und die Aufgabenstellung (und eventuell vorgegebene Begriffe und Pfeile mit Beschriftungen). Es ist auch möglich mit Haftklebezettel, Etiketten oder Bildern zu arbeiten.
Es gibt verschieden Computerprogramme speziell zum Erstellen von Concept Maps.
Als Beispiel ist das vielfach eingesetzte und kostenlose Programm http://cmap.ihmc.us/ CmapTools des ihmc Florida Institute for Human & Machine Cognition zu nennen. Aber auch typische Zeichenprogramme können zum Concept Mapping eingesetzt werden.
Letzte Änderung am 30.01.2017