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Ermittlung der Lesegeschwindigkeit

So geht´s:

  1. Auswahl eines Textes dessen Komplexität von den Schülerinnen und Schülern zu bewältigen ist (Textumfang ca. 400-500 Worte).
  2. Die Lehrperson und die Leserin oder der Leser haben jeweils eine Kopie des Textes vor sich. Die Leserin oder der Leser bekommt den Auftrag, den Text genau eine Minute vorzulesen.

    Während die Leserin oder der Leser den Text laut vorliest:
    -notiert die Lehrperson die Lesefehler (falsche Aussprache, Ersetzungen, Wortumstellungen und entstellende Auslassungen)
    -ebenfalls notiert die Lehrperson die Stelle, die die Leserin oder der Leser nach genau einer Minute erreicht hat (Stoppuhr, Uhr mit Sekundenzeiger, Handy, …)

  3. Die Leserin oder der Leser liest nach der Minute den Text noch zu Ende.
  4. Auswertung:

    -Die Zahl der Worte, die die Leserin oder der Leser in dieser Minute geschafft hat, ist die Lesegeschwindigkeit pro Minute oder x Worte pro Minute.
    -Weiter lässt sich nun noch die Dekodiergenauigkeit ermitteln: von der Anzahl der in einer Minute gelesenen Worte wird die Anzahl der fehlerhaft gelesenen Worte abgezogen. Man spricht von verstehendem Lesen, wenn die Dekodiergenauigkeit größer oder gleich 95% ist.
    Die Dekodiergenauigkeit lässt sich mit der Formel: fehlerfrei gelesene Worte geteilt durch die Gesamtanzahl der gelesenen Worte multipliziert mit 100 – leicht mit dem Taschenrechner bestimmen.
    -Im Sinne von Lernverlaufsdiagnostik notiert man die erreichten Werte der Lesegeschwindigkeit und der Dekodiergenauigkeit in einer Namentabelle, die auch weitere Überprüfungstermine vorsieht. (siehe Blanko-Tabelle im Anhang)

  5. Einordnung der Ergebnisse:

    Die Lesegeschwindigkeit von Schülerinnen und Schülern der Grundschule oder der Sekundarstufe I sollte pro Woche um knapp ein Wort ansteigen (etwa 0,9 Worte). Je nach Überprüfungshäufigkeit kann die Zuwachskurve der Lesegeschwindigkeit berechnet und eingeschätzt werden. Notwendige Nachsteuerungen bei einem zu flachen Kurvenverlauf können geplant und in ihrer Wirksamkeit überprüft werden.
    Einen wesentlichen Meilenstein stellt eine Lesegeschwindigkeit von größer oder gleich 150 Wörter pro Minute dar. Erst ab dieser Geschwindigkeit kann man zum Beispiel die Spannung in Texten wahrnehmen. Hochbegabte Schülerinnen und Schüler verfügen über eine hohe Lesegeschwindigkeit.

Beispieltexte: "sehr leicht" (doc, 30.5 KB), "leicht" (doc, 30 KB) und "Basis" (doc, 29.5 KB)

Der Text oben wurde zusammengestellt nach:
Rosebrock, C. & Nix, D. ( 2012). Grundlagen der Lesedidaktik und der schulischen Leseförderung (5. Auflage). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengeren