Bei standardisierten diagnostischen Tests erfolgt die Durchführung, Auswertung und Interpretation einem festgelegten Schema. Standardisierte Tests müssen wissenschaftlichen Kriterien (auch Gütekriterien genannt) standhalten.
Objektivität: Die Testergebnisse sind unabhängig von der Person, die den Test durchführt, auswertet und interpretiert.
Reliabilität: Die Testergebnisse sind zuverlässig. Das heißt, wenn man den Test noch einmal durchführen würde, käme man zu dem gleichen Ergebnis.
Validität: Ausmaß, zu dem ein Test das misst, was er zu messen vorgibt. Ein mathematischer Test, der die allgemeine Kompetenz "Mathematisch argumentieren" der Bildungsstandards Sekundarstufe I, testen soll, muss genau dies abbilden. Die Testergebnisse sollten zum Beispiel mit ähnlichen Tests übereinstimmen.
Weitere wichtige Gütekriterien sind Testfairness (keine Bevorteilung von bestimmten Schülergruppen), Ökonomie und Nützlichkeit.
Die bei der Testauswertung gewonnenen Werte sind für sich genommen nicht aussagekräftig. Erst mithilfe eines Vergleichsmaßstabs können die Werte eingeordnet werden. Der Vergleichsmaßstab kann eine kriteriale, soziale oder individuelle Bezugsnorm sein.
Eine kriteriale Bezugsnorm bezieht sich auf vorab inhaltlich definierte Kriterien wie zum Beispiel die Sprachbeherrschung am Ende des 1. Schuljahres oder die Bildungsstandards für die Sekundarstufe I.
Eine soziale Bezugsnorm bezieht sich auf Ergebnisse einer Vergleichsgruppe. Für einen standardisierten Test kann es zum Beispiel Normen für die 5. Klasse oder Normen für deutsche Großstädte geben.
Eine individuelle Bezugsnorm bezieht sich auf die eigenen Ergebnisse einer Schülerin oder eines Schülers von vorherigen Testzeitpunkten.
Es gibt verschiede Arten standardisierter Tests. Viele sind nur für die Hände von speziell dazu ausgebildeten Experten bestimmt. Insbesondere sind dies Verfahren zur Feststellungsdiagnostik wie zum Beispiel der Intelligenztest „Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC)“ oder Tests zur Feststellung von Lese-Rechtschreib-Schwächen. Wenn Sie mit ihren „Bordmitteln“ nicht weiterkommen, zum Beispiel individuell passende Unterrichtsangebote keine Wirkung zeigen, können Sie sich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ZUP, ReBUZ und KIPSY sowie an die Schulpsychologen oder Beratungskräfte wenden. In diesen Fällen kann eine Feststellungsdiagnostik, durchgeführt von Experten, angebracht sein.
Es gibt aber auch eine Anzahl standardisierter Tests, die so konzipiert sind, dass sie auch in der Schule durchgeführt werden können. Es gilt jedoch, sich bei der Durchführung, der Auswertung und der Interpretation genau an das Testhandbuch, beziehungsweise die Durchführungshinweise zu halten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Ergebnisse auch tatsächlich objektiv, zuverlässig und valide sind.
Verfahren, die sich durch hohe Objektivität, Reliabilität und Validität auszeichnen (wissenschaftlich bestätigt) und für den Einsatz in Schulen geeignet sind:
Verfahren, die Kriterien von standardisierten Tests sehr nahe kommen, jedoch wissenschaftlichen Maßstäben nicht standhalten:
Diese Verfahren können dennoch aussagekräftig sein können, wenn sie dementsprechend interpretiert werden.
Für eine nähere Beschäftigung mit dem Thema standardisierte Tests und Gütekriterien ist die folgende Literatur zu empfehlen:
Mossbrugger, H. & Keleva, A. (Hrsg.) (2012) Testtheorie und Fragebogenkonstruktion. Heidelberg: Springer.
Ingenkamp, K. & Lissmann, U. (2008). Lehrbuch der Pädagogischen Diagnostik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
LIS Bibliothek: 371.26 ING